Operationsverfahren im Detail

Die Operation nach Lichtenstein wird angewandt bei

  • Großer Leistenbruch
  • Leistenbruch mit Risikofaktoren
  • Wiederholungsbruch

Prinzip der Operation

Ein Kunststoffnetz verschließt von außen die Leistenbruchlücken. Die von uns verwendeten Netze sind sehr gut verträglich. In seltenen Fällen tritt ein Fremdkörpergefühl auf. Die Verletzung von Bauchorganen durch Netzwanderung ist bei der Lichtenstein-Technik auszuschließen.

Ort und Länge des Hautschnitts wie bei der Shouldice-Operation. Nach Präparation des Bruchsacks, seiner Eröffnung und dem Zurückdrängen seines Inhalts (z.B. Darmschlingen) in die Bauchhöhle und Umstülpen oder Verschließen des Bruchsacks, wird ein Kunststoffnetz (Polypropylen 6x12 cm) mit einem exakt definierten Durchlass für den Samenstrang, die Bruchpforte in der Bauchwand weit überlappend, aufgenäht.

Die Operation ist schmerzfrei in örtlicher Betäubung durchführbar. Die maximale Bauchwandbelastung ist bereits zehn Tage nach der Operation möglich.

Doppelseitige Brüche sollten in der Regel mit dieser Methode nicht gleichzeitig operiert werden.

Dieses Verfahren wird angewandt bei

  • als Standard beim Leistenbruch mit einer Bruchpforte ≤ 3 cm
  • Wiederholungsbruch (Rezidiv)
  • beidseitigem Leistenbruch

Das TEP-Verfahren ist das ideale Verfahren zur Reparation eines Leistenbruches und wird auch im Rahmen der Europäischen Leitlinien für die Hernienchirurgie als das primäre Operationsverfahren empfohlen. Es ist technisch anspruchsvoller als das TAPP-Verfahren.

Das Netz kommt an der Innenseite der Bauchdecke zum Liegen, also genau an der Stelle, an der das Problem auftritt. Zudem wird ein Zugang durch die Bauchhöhle vermieden, wie er bei der TAPP notwendig ist. Insofern können auch keine Verwachsungen auftreten. Zudem ist das Verfahren besonders bei beidseitigen Leistenbrüchen und Wiederholungsbrüchen geeignet. Bei Patienten mit Narkoserisiken bestehen gewisse Einschränkungen.

Prinzip der Operation

Ein von innen zwischen Bauchwand und Bauchfell eingebrachtes Kunststoffnetz verschließt sämtliche Bruchlücken der Leistenregion.

Über einen kleinen Schnitt von etwa einem Zentimeter unterhalb des Nabels wird ein Ballon so in die Bauchwand eingeführt, dass beim Aufblasen des Ballons das Bauchfell von der übrigen Bauchwand abgehoben wird und so ein vor der Bauchhöhle gelegener Raum entsteht, in den über zwei winzige Schnitte (5 Millimeter) Arbeitsinstrumente und die Optik einer Fernsehkamera eingebracht werden. Mittels CO²-Gas wird diese Höhle während der Operation aufgehalten. Das Bauchfell wird mitsamt seinem Bruchsack soweit von dem Bruchbereich abpräpariert, dass ein die Bruchpforte überragendes Kunststoffnetz (Polypropylen) in Double-Mesh-Technik eingebracht werden kann. Das hinter der Bauchwand und vor dem Bauchfell gelegene Netz deckt neben der nachgewiesenen Bruchpforte auch alle potentiellen Bruchpforten der Leistenregion, zum Beispiel die Schenkelbruchpforte ab. Beim Ablassen des Gases am Ende der Operation drückt der natürliche Bauchinnendruck das Bauchfell gegen das Netz und gegen die Bauchwand und hält es ohne Metallclips oder Nähte am Ort.

Das laparoskopische intraperitoneale Onlay-Mesh (IPOM) stellt eine minimal-invasive Methode zur Reparation von Narben- und parastomalen Hernien dar. Es findet seit der Erstbeschreibung 1993 zunehmende Verbreitung. Der entscheidende Vorteil gegenüber offenen Techniken liegt in der reduzierten Rate an Wundkomplikationen. Die Rezidivrate scheint ebenfalls geringer zu sein. Die technischen Grundlagen beruhen auf der Darstellung der gesamten vorderen Bauchwand im Rahmen der Adhäsiolyse und der Abdeckung der gesamten ursprünglichen Narbe mit einer Überlappung von mindestens 5 Zentimetern. Fettgewebsstrukturen wie die Ligg. falciforme und teres hepatis müssen disseziert werden, im Unterbauch wird der prävesikale Raum eröffnet, um eine adäquate Fixation des Netzes zu ermöglichen. Netzmaterialien müssen auf der parietalen Seite eine rasche und stabile Inkorporation erzielen und auf der viszeralen Seite Adhäsionen verhindern. Mehrere einander überlappende Netze müssen möglich sein, um auch ausgedehnte Hernien versorgen zu können. Zu den einzelnen technischen Aspekten gibt es keine klinischen Daten von hoher Evidenz, sondern nur Darstellungen persönlicher Präferenzen. Trotzdem sind bei Beachtung der drei entscheidenden Grundsätze – Abdeckung der gesamten Narbe, breite Überlappung und Verwendung adäquaten Netzmaterials – sehr gute klinische Ergebnisse zu erreichen.

Bei der Rektusdistase weichen die beiden geraden Bauchmuskeln über eine Distanz von mehr als 2 Zentimeter zu beiden Seiten auseinander. Wenn sich ein:e Patient:in mit einer Rektusdiastase aus der liegenden Position aufrichtet oder unter Anspannung der Bauchmuskeln den Kopf hebt, steigt der Druck im Bauchraum. In der Folge bildet sich eine kielartige Vorwölbung, die meist von unterhalb des Bauchnabels bis kurz unterhalb des Brustkorbes reicht. Kombiniert ist die Rektusdiastase häufig mit einer Nabelhernie oder einer epigastrischen Hernie. Betroffen sind typischerweise Männer in mittlerem bis höherem Lebensalter mit zentraler Adipositas oder Frauen nach Geburt insbesondere großer Feten oder von Zwillingen.

Für Patient:innen mit Beschwerden infolge der Rektusdiastase oder der häufig begleitenden Hernien sind limitierte Netzverfahren regelhaft unzureichend, da sie mit einer unakzeptabel hohen Rückfallquote einhergehen. Hier sind aufwendigere Verfahren erforderlich, die aber grundsätzlich in unserem Hernien-Kompetenz-Zentrum mit einem endoskopischen Verfahren durchgeführt werden.

Rektusdiastasen nach Geburt bilden sich in der Regel zurück. Bei manchen Patientinnen können diese jedoch bestehen bleiben und Beschwerden verursachen.

Entweder können diese Patient:innen mit einem sogenannten MILOS-Verfahren oder auch mit einem ELAR-Verfahren (endoskopische assistierte linea-alba-Rekonstruktion) behandelt werden. Gerade auch bei Frauen kann diese Operation, insbesondere bei geburtsbedingter laxer Haut oder Hautüberschuss, im Bedarfsfall mit einer plastisch-chirurgischen Bauchdeckenrekonstruktion kombiniert werden.

Ohne Netze ist eine moderne Hernienchirugie bei Erwachsenen nicht mehr denkbar. Die Netze der neuesten Generation werden mit sehr geringen Kunststoffmengen gefertigt und sind im Allgemeinen sehr gut verträglich. Es gibt keinen Hinweis für ein Krebsrisiko der Polypropylennetze.

Bei Patient:innen mit großen Leistenbrüchen, Wiederholungsbrüchen, ungünstigen Bindegewebsverhältnissen und Risikofaktoren ist der Einsatz von Kunststoffnetzen zur Vermeidung eines Wiederholungsbruches ratsam. Unverzichtbar sind Kunststoffnetze bei Narbenbruchoperationen und bei endoskopischen Leistenbruchoperationen (Schlüssellochchirugie). Wir beschränken die Größe der Kunststoffnetze auf das Notwendige und verwenden möglichst leichtgewichtige Netze, die nach dem aktuellen Forschungstand aus den am besten verträglichen Materialien gefertigt sind.

Bei Kindern und Jugendlichen verzichten wir generell auf den Einsatz von Kunststoffnetzen.